Erfahrungen

Erfahrungen


Diese Rubrik steht allen Klienten zur Verfügung, die bereit sind und Freude daran haben, über ihre Reise in die Vergangenheit zu berichten. Was haben sie erlebt? Was haben Sie dabei empfunden?

Die Erzählungen über vergangene Erlebnisse sind aus der eigenen Feder des Zeitreisenden sehr faszinierend! Sich dort in einer anderen Persönlichkeit wieder zu finden und nachträgliche Erfahrungen in der Gegenwart zu machen sind aufschlussreich.

Lassen Sie andere interessierte Leser mehr über Ihre Erfahrungen wissen!

Ihre "Reiseleiterin“ wird für den absoluten Schutz Ihrer Identität besorgt sein!
 

Zur jener Zeit, als man am Feuer sass

Die menschliche Psyche verfügt über eine unendlich weite Palette von Mechanismen, um unser seelisches Wohl im Gleichgewicht zu halten.

Der wichtigste dieser Mechanismen, ist sicher die Fähigkeit Altlasten, d.h. Traumas aus vergangenen Existenzen auf ganz natürlichem Weg aufzulösen. Dasselbe gilt für die Konflikte der Gegenwart. Aber die ‚Geschwindigkeit‘ in der wir heute leben, macht, dass dies nur allzu oft nicht mehr gelingt. Mangels genügender Zeit in der zwischenmenschlichen Kommunikation, bekommt das Unterbewusstsein bei weitem nicht genügend Gelegenheit dazu.

Ja, niemals war die Kommunikation zwischen den Menschen, dank der modernen Technik, so intensiv wie heute. Aber sie war auch nie so oberflächlich, kurz und bündig! ‚Jeder für sich‘, ist die Devise!

Lange persönliche Gespräche, das ‚Zuhören‘ ausschweifender Erzählungen, Ansichten und Schlussfolgerungen eines anderen, werden meist als ‚Zeitverschwendung‘ empfunden. Man hört nicht richtig zu. Fast niemand lässt sich noch auf solche ‚Gespräche‘ ein und wenn, schenkt man den Worten des Erzählers kein grosses Interesse. In der Meinung ‚ das bringt mir nichts‘ engagiert man sich selbst nicht dabei. Weit geirrt!

Betroffen von dieser Entwicklung sind meistens Kleinkinder und ältere Menschen.

Kinder haben den Drang Geschichten zu erzählen, die ihnen ihr Unterbewusstsein ‚eingibt‘. Es sind meistens fantastische und abenteuerliche ‚Erlebnisse‘. Teilnahme und Bemerkungen der Zuhörer führen zum Verständnis der Situation und das unbewusste Trauma löst sich, genau so unbewusst auf.

Nur leider funktioniert es nicht mehr so einfach. Man geht nicht genug auf ihre Geschichten ein und die Flut der Fragen, die sie stellen, überfordert manch einen Erwachsenen.

Ältere Menschen erzählen gerne und ausführlich aus ihrem Leben. Es ist für sie ‚Vergangenheitsbewältigung‘. Ihnen zuzuhören, sich mit ihren Problemen auseinander zu setzen, lehrt uns, unser eigenes Leben besser zu bewältigen, denn das Unterbewusstsein zieht dabei seine eigenen Schlussfolgerungen und eines Tages werden wir auch ältere Menschen sein. Nicht umsonst ehrte man einst die ‚Weisheit der Alten‘!

Vor der Industrialisierungszeit, ohne Radio, geschweige denn iPhones, sass man am Abend um das Feuer und jedem, der etwas zu erzählen hatte, wurde aufmerksam zugehört. Man beteiligte sich an der Angelegenheit oder man hörte lediglich gerne den ‚Märchen‘ zu. Märchen, die traditionell eine ‚Moral der Geschichte‘ hatten.

Sicher, das Leben war hart, aber das seelische Gleichgewicht war, dank dieser Zusammengehörigkeit und Unterstützung, viel gefestigter.

Jeder hat heute wohl einen Haufen ‚Kontakte‘… aber keiner von denen bietet ihm eine ‚berührbare‘ Schulter, um sich auszuweinen und hört teilnahmsvoll bis zum Morgengrauen zu…

Das Gefühl der Einsamkeit breitet sich aus. Wenn sich heute der Mensch ‚isoliert‘ fühlt, an sein Limit kommt, sucht er Unterstützung bei einem ‚Professionellen Therapeuten‘… und schweigt!

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die heutige Gesellschaft von Tag zu Tag weniger belastbar ist. Man will sich nicht mit fremden Angelegenheiten belasten und gerade dieses Verhalten schwächt die eigene Belastbarkeit. So müsste es nicht sein!

Es ergeben sich im Alltag immer wieder Gelegenheiten alte Traumas aufzulösen. Die eigenen und die fremden, denn dies geht Hand in Hand! Man braucht nur richtig hin zu hören und dem Gespräch seinen Lauf lassen. Wenn man auf die Person eingeht, können ‚Rückführungen‘ jederzeit und an jedem Ort, bewusst oder unbewusst erfolgen! Wie oft hört man den Kommentar, dass ein Gespräch jemanden gut getan hat…?

Das Unterbewusstsein wartet nur auf solche Gelegenheiten…

Man braucht dazu kein Therapeut zu sein!

Flug Barcelona – Marrakesch

Lola und ich sind schon oft irgendwohin geflogen. Als wir in Barcelona ins Flugzeug Richtung Marrakesch einstiegen, bot ich Lola den Fensterplatz an. Nein! Ich solle am Fenster sitzen! Ich insistierte, sie solle sich ans Fenster setzen, gerade vor dem Flügel mit entsprechender idealer Sicht. Es war ein wunderschöner sonniger Tag, der glänzende hellblaue Himmel traf sich am Horizont mit dem einzigartigen tiefen Blau des Mittelmeers. Ein seltener und zauberhafter Anblick!

Es ergab sich das übliche Hin-und-Her zwischen alten Freundinnen. Einen Augenblick lang sah ich direkt in ihre Augen und ich musste staunen. Was ich da sah, war pure Angst!

Ich konnte es nicht glauben. Ich war bereits mit Lola geflogen und von Flugangst hatte ich bei ihr nie etwas bemerkt!

Als ich dann doch am Fenster sass und wir in der Luft waren, fragte ich unvermittelt, vor was sie eigentlich so viel Angst hätte. Sie drehte sich, wollte das Gespräch abwenden, aber als sie merkte, dass ich nicht locker lassen würde, vertraute sie mir an, sie hätte sonst keine Flugangst, aber wenn sie von einem Flugzeug aus aufs Meer sah, dann käme in ihr eine sehr starke Panik auf. Die Angst war noch in ihren Augen zu sehen.

In leisem Konversationston fragte ich, was sie sich vorstelle, das geschehen könnte. Ich schlug vor, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen und zu erzählen was immer ihr, im Zusammenhang mit dieser Angst, einfallen würde. Einfach ein „es ist als ob…“-Spiel. Einfach etwas erfinden, es brauche nicht real zu sein…

Sie stieg sofort ein: „Es ist als ob, das Flugzeug in den Sturzflug käme und Nase voran in die Fluten des Meeres eintauchen würde…“

Da ergab sich für mich ein neues Rätsel: Wenn Lola in einem früheren Leben bei einem Flugzeugabsturz im Meer ertrunken war, dann hätte sie logischerweise unter Seekrankheit leiden müssen. Das war aber sicher nicht der Fall, denn sie hatte immer die Kreuzfahrten mit ihrem Mann genossen. Es musste also doch noch mehr dahinter sein.

Ich liess sie „in ihrer Fantasie“ die Ereignisse detailliert beschreiben. Sie erzählte von der aufkommenden Panik aller Passagiere als das Flugzeug die Nase nach vorne senkte… von den verzweifelten Schreien und das Durcheinander von Passagieren und Gepäck in der Kabine.

Ich liess sie langsam erzählen und fragte zwischendurch, wie ihr Herz schlug.

Zuerst, während dem Sturz, raste ihr Herz. Ganz kurz bevor das Flugzeug ins Wasser tauchte, stellte sie fest, dass ihr Herz nicht mehr schlug! Er war einfach stehen geblieben! Sie höre auch nicht mehr die Schreie… alles sei absolut ruhig.

Dann folgte unmittelbar, die damals von der Panik überdeckte Erkenntnis, ihres Sterbens. Ziemlich laut und überrascht stellte sie plötzlich fest: „Ich bin an einem Herzschlag gestorben!“

Das Aha!-Erlebnis war so stark, dass sie sofort wieder ins Tagesbewusstsein zurück kam. Während dem Gespräch war sie unbemerkt in eine ganz leichte Trance gefallen. Sie war in der Zeit zurück geglitten.

Grosse Augen schauten mich an: „Hast Du jetzt mit mir eine Rückführung gemacht?!“

Natürlich bejahte ich und forderte sie direkt auf, aus dem Fenster auf das Mittelmeer unter uns zu schauen. Sie weigerte sich entschieden und ich insistierte nicht. Sie wolle bis zum Rückflug warten.

Obwohl sie keine Angst mehr verspürte, traute sie der Sache nicht so recht.

Der Herzstillstand kurz bevor das Flugzeug ins Wasser stürzte, erklärte warum sie nicht seekrank wurde. Sie war nicht ertrunken! Als sie in die Fluten tauchte, war sie bereits gestorben. Das war ihr jetzt bewusst geworden und das Trauma wurde durch das endgültig aufgelöst.

Als wir von Marrakesch zurück flogen, setzte sie sich von sich aus ans Fenster. Während des ganzen Flugs genoss sie die Aussicht! Diesmal gab es einige ‚Schäfchen‘-Wolken am Himmel und sie machte sich ein Spass daraus, sie miteinander zu vergleichen und ihre Schatten auf der spiegelglatten Meeresoberfläche zu verfolgen. Ihre Freude so angstfrei die Aussicht auf das blaue Mittelmeer zu geniessen, war sehr gross!

US-Marine Douglas

Es war an einem regnerischen Nachmittag. Mein 5-jähriger Enkel und ich waren in der Küche mit der heiklen Aufgabe Soldaten aus Blei zu giessen, beschäftigt.

Mein Enkel war ein kleiner Junge, der aus lauten Fragen zu bestehen schien… ‚warum‘ und ‚wieso‘ waren sein Standardfragen. Er verlangte auch immer, dass ich ihm Geschichten erzählen sollte.

Diesmal drehte ich den Spiess um und schlug vor, er solle mir eine Geschichte erzählen. Er war sofort einverstanden und sagte er würde mir die Geschichte von Douglas erzählen.

Ich fragte wie er auf diesen Namen käme und achselzuckend sagte „… einfach so…“ und fuhr fort.

„Douglas ist ein junger Amerikaner der unbedingt in die Armee will. Er meldet sich bei der Marine und nach seiner Ausbildung wird er mit vielen anderen Kameraden nach Europa abkommandiert. Während dieser Zeit befreundet er sich mit einem Kameraden und sie beschliessen alles zu tun, um nicht getrennt zu werden… um zusammen zu bleiben, komme was wolle. Sie werden ganz dicke Freunde!

Nach der Überfahrt bereiten sie sich für die Landung vor. Sie wechseln zu ‚rechteckigen‘ Schiffen. Damit sie schnell an Land kommen können, öffnet sich eine Seite, wie eine Klappe des Schiffes und sie müssen mit Sack und Pack, die Waffe über dem Kopf, damit sie nicht nass wird, im Wasser waten… Douglas ärgert sich mächtig, so nass und dreckig zu werden, aber die Kugeln pfeifen ihm um die Ohren und er muss schauen, dass er ganz schnell in Deckung kommt.“

(Nun folgte eine detaillierte Beschreibung der Landung in der Normandie. Ich dachte es sei logisch, denn er hatte den Film ‚Der längste Tag‘ einige Wochen vorher gesehen und er verfügt über das photographische Gedächtnis. Ich hatte ihn zusehen lassen, denn er war sehr fasziniert und erklärte mir zwischendurch was und warum die Soldaten das oder jenes machten. Er erklärte es mir und nicht ich ihm! Dann erzählte er weiter…)

„Douglas und seinem Freund gelingt es, weg vom Strand, sich landeinwärts vor dem Feuerhagel zu retten. Sie sind jetzt unterwegs, aber Douglas weiss überhaupt nicht wohin sie weiter mit der Truppe marschieren. Douglas weiss die Namen der Ortschaften nicht mehr. Sie marschieren und kämpfen bis sie endlich in Berlin ankommen…“

(Während der ganzen Erzählung, die weitaus ausführlicher als das Wiedergegebene war, hatten wir weiter ruhig und sorgfältig Bleisoldaten gegossen. Ich fragte „Berlin?“)

„Ja, sicher Berlin! Es ist Nacht, Douglas schiebt Wache mit seinem Freund… sie laufen durch die dunklen Strassen… oha-lätz! Jetzt erscheint eine deutsche Patrouille! Douglas und sein Freund gehen in Deckung. Die Deutschen schiessen. Sie schiessen zurück! Sie werfen Handgranaten! Die Schiesserei geht weiter bis die Deutschen sich endlich zurückziehen. Douglas ist erleichtert… dann fällt ihm ein, dass eine der Granaten, die er geworfen hat nicht explodiert ist. Er will wissen warum und geht zu dem Ort wo sie Granate gefallen ist. Er nimmt sie auf und fragt sich, wie konnte er so dumm sein… er hatte ja am falschen Hebel gezogen… Die fünf Sekunden waren vorbei…

!!! buuuummm!!!

(Ein überlauter Schrei liess die Wände wackeln! Die breit in der Luft ausgestreckten Arme um die Explosion zu unterstreichen, fielen mit geballten Fäusten wuchtig auf dem Tisch!)

„Die Granate ist explodiert und ich bin dabei gestorben!!! Ja, ich bin gestorben! Weisst Du Yaya…? „Douglas“, das war ich!!!“

Der Schrei kam so unerwartet, dass ich erschrak! Aber noch überraschter war ich ab dem ‚sauberen‘ Verlauf dieser unbeabsichtigten und unerwarteten und spontanen Rückführung!

Es erübrigt sich zu beschreiben, wie das Rechaud, das flüssige Blei, die fertigen und unfertigen Bleisoldaten, die Bleikellen und was sonst noch auf dem Tisch stand, durch die Luft flog und am Boden der Küche landete als meinem Enkel bewusst wurde, dass die Handgranate „ihn“ getötet hatte!

Das ist ein Paradebeispiel dafür wie Kleinkinder spontan Traumas, d.h. unabgeschlossene Existenzen, unbewusst verarbeiten können. Bis zur ‚Auflösung‘ brauchen sie meinstens eine längere Geschichte, und/aber ganz sicher jemand, der ihnen aufmerksam zuhört!

Alles wegen einer Ziege

bb. Als Nora B.* in meine Praxis kam, machte sie kein Hehl aus ihrer Skepsis. Sie hätte schon vieles unternommen um die Höhenangst, sowie die Angst vor engen Räumen und Menschenmengen zu überwinden. Nichts hätte bis jetzt geholfen. Sie wolle es aber doch noch einmal versuchen, denn sie liebe die Bergwelt und Wandern sei ihre und ihres Ehemannes Leidenschaft. Aber sobald sie auf einer bestimmten Höhe käme, überfiele sie jeweils panische Angst.

Humorvoll beschrieb sie ihren Ärger bei dem Versuch auf das Dach der Kapelle auf dem Monte Salvatore, hoch über dem Lago Maggiore, zu steigen. Sie hätte es noch nie bis auf das Dach geschafft.

Gemeinsam gingen wir der Ursache dieser Höhenangst nach.

Nora fand sich schnell in einer früheren Existenz, in der sie in Graubünden, sehr zufrieden als der Ziegenhirt Manfred Scholl, genannt ‚Manni‘ hoch in den Bergen gelebt hatte.

‚Manni‘ lebte für seine Ziegen. Er brauchte keinen Hirtenhund, da die Ziegenherde nicht von seiner Seite wich. Die Verbindung mit den Tieren war sehr stark

1862, mit 65 Jahren stürzte er ab. Ein Ziegenkitz hatte sich von der Herde entfernt und war hoch eine Felsenwand hinauf geklettert. Obwohl ‚Manni‘ wusste, dass das Kitz von selbst wiederkommen würde, kletterte er ihm flink nach. Als er aber auf einer lockeren Felsplatte trat, stürzte er damit unerwartet in die Tiefe. Es geschah so überraschend, dass er nicht begriff, dass er zu Tode gestürzt war.

Nachdem dieses Trauma aufgelöst war, bat ich Nora mir über ihre nächsten Erfahrungen mit der ‚Höhenangst‘ zu berichten.

Mit Noras Erlaubnis gebe ich hier den Inhalt des Mails, den sie mir ein paar Wochen später als Rückmeldung schrieb, wieder:

 

„Mail vom 03. August
Betreff: ... Und alles wegen einer Ziege...

„Ich möchte Ihnen nur eine kurze Rückmeldung von unserem Wanderurlaub am Lago Maggiore schicken.

Ich weiss nicht, wie Sie es gemacht haben, aber meine ganze Höhenangst, ist wie weggeblasen!!!

Das Erste, was wir sofort nach unserer Ankunft gemacht haben, war, nach Lugano auf den Monte San Salvatore zu fahren, um zu testen, ob ich es auf das Dach dieser Kapelle, die einige hundert Meter über dem See auf der Bergspitze steht, schaffe. Ich bin auf das Dach "gesprungen", als ob ich nie etwas anderes gemacht hätte. Auch andere Wanderwege, die entlang einiger sehr tiefen Schluchten und Felswände führten, meisterte ich ohne die geringsten Probleme. Ich verstand gar nicht, wo eigentlich vorher mein Problem lag...
Mein Mann sagte ständig zu mir, ich solle nicht so nah an den Abgründen rangehen. Seine erste Reaktion waren übrigens die Worte "einfach unfassbar", die er mindestens 10 x wiederholte. :o)

Ich habe Ihnen noch drei kleine "Beweisbilder" an diese Email drangehängt.“

 

bb. Als Nora wieder in meine Praxis kam, legte sie lachend ihr Portemonnaie, das Brillenetui und ihren Schlüsselanhänger auf den Tisch. Alles war aus Ziegenleder! Sie hätte schon immer eine Schwäche für Ziegenleder gehabt und hätte eine Unmenge Dinge aus diesem Material.

Sie erzählte auch, wie sie und ihr Mann einer Ziegenherde begegnet seien. Die Ziegen seien ihnen direkt entgegen gekommen als würden sie sie begrüssen. Fünf davon seien um sie herum gestanden um erst nach einer guten Weile sich wieder dem Fressen zu widmen. Seitdem zieht Nora Ziegen an. Sie kommen zu ihr, lassen sich streicheln und gehen dann wieder ihrer Wege.

Klaustrophobie

In dieser nächsten Sitzung sind wir auf die Suche nach dem Ursprung für Noras Angst vor engen Räumen und die grosse Angst vor Menschenmengen gegangen.

Noras Zeitreise führte sie nach Alexandria im Jahre 726v.Ch. Dort lebte sie als „Salaum“. Er selbst war frei, seine Mutter war eine Bediente und der Vater Zwangsarbeiter beim Bau einer Pyramide. Als er 16 Jahre alt war, wurde er entführt um am Bau eines Palastes als Sklave zu arbeiten. Vier Jahre später stürzte ein Teil des noch im Bau befindlichen Palastes in sich zusammen. Die Sklaven, die am eingestürzten Flügel des Palastes gearbeitet hatten wurden deswegen hart bestraft. Sie wurden zusammen in einer sehr engen Grube, in der sie nur stehend Platz hatten, geworfen und dann der Sonne überlassen. Keiner von ihnen überlebte die Strafe.

Wir bearbeiteten gemeinsam dieses Trauma und lösten es auf.

Nora wurde ungeduldig. Sie wollte sobald wie möglich nachprüfen ob sie tatsächlich auch diese Angst überwunden hatte. Wir einigten uns darüber, dass der Säntis die idealen Voraussetzungen für beide Phobien bot. Sowohl eine ordentliche Kletterpartie für die indessen überwundene Höhenangst, wie auch eine meistens überfüllte Seilbahn-Gondel für die Fahrt zu Tal.

Kurz darauf bekam ich eine Mail in dem Nora ihre Erfahrungen und Gefühle nach empfinden lässt:

 

„Mail vom 10. September
Betreff: Experiment Säntis

„… Ich bin Ihnen noch ein Bericht schuldig über unseren Besuch auf dem Säntis am letzten Samstag. 

Ich sage vorweg nur so viel: G R A N D I O S! 

Was ich nun also mit 1000%iger Sicherheit sagen kann ist, dass meine Höhenangst definitiv irgendwo im Nirwana verschwunden ist. Nicht nur, dass es richtig Spass gemacht hat, mal an einem „Hang für Erwachsene“ langzulaufen, nein, ich hatte meine wahre Freude am letzten Stück vor der Bergstation, bei dem es auf einigen befestigten Metalltritten die nackte Felswand hoch ging. Absolut Klasse!

Mein Mann hat am Tag darauf sämtliche vorhandenen Wanderführer durchgeblättert und nach Wanderungen im gehobenen Schwierigkeitsgrad gesucht (so hoch hinaus wie möglich), die man möglichst noch dieses Jahr machen kann…  

Dann zum zweiten Punkt: Alptraum 80-Personen-Gondel den Säntis abwärts….

Zugegeben, ich war sehr nervös, vor allem als ich auf dem kleinen Monitor die Zahlen der freien Plätze drastisch nach unten habe sinken sehen.

Aber okay, ich musste ja schliesslich rein ob ich wollte oder nicht. Meine Herzfrequenz war irgendwo jenseits von Gut und Böse – wie immer halt – aber als ich in der Gondel drinnen war, fand ich es plötzlich ganz okay. Nix mehr mit krampfhaft aus dem Fenster schauen, Ohren zu halten, sich in eine andere Welt flüchten, beten, dass es vorbei ist…. Nööö – ich habe dann sogar angefangen mich in der Gondel umzuschauen, mir die Gesichter der Leute angesehen und fand es auch noch interessant, als die Gondel unterwegs angehalten hat.  Alles ganz relaxed. 

Ich weiss  schon wieder nicht, wie Sie das gemacht haben (oder wie Sie sagen, ich das gemacht habe), aber es hat funktioniert. Ich werde am Sonntag auf jeden Fall ohne Tabletten ins Flugzeug einsteigen und ich glaube fast, dass die Panik ausbleiben wird. 

Kurzum: Ich war am Samstagabend stolz wie Oskar und das „Experiment Säntis“ war ein voller Erfolg…“


bb. Das Anhalten der Gondel hoch über den Abgrund, ist eine Situation die, auch bei völlig angstfreien Menschen, mehr oder weniger Unbehagen aufkommen lässt. Nora empfand es als „interessant“…

Später bekam Nora von mir einige spektakuläre Bilder von kletternden Ziegen. Ich wusste sie würde Freude daran haben. .

Aus ihrem nächsten Mail kam aber hervor, dass die Angst vor Menschenmengen doch noch nicht völlig überwunden war.

 

„Mail vom 29. Oktober
Betreff: Experiment Säntis  

„… Jetzt haben sie mich zum Schmunzeln gebracht mit den ganzen Ziegen…. Die Bilder sind klasse und ich finde diese Tiere nach wie vor faszinierend, wie die klettern und sich fortbewegen können ist einfach irre. Wenn wir in den Bergen sind und Steinböcke, Ziegen oder was auch immer sehen, können wir denen stundenlang zuschauen.

Berge sind ja sowieso meine Welt schlechthin….

Leider hat es mit weiteren Klettereien, außer dem Säntis, dieses Jahr nicht mehr geklappt, da wir ja Mitte September in den Urlaub geflogen sind.

Aber apropos Urlaub: Da hat irgendwas noch nicht so ganz funktioniert mit den vielen Leuten im Flugzeug bzw. auch in einem überfüllten Bus.

Aufzug und Seilbahn sind mittlerweile problemlos zu meistern, aber ich habe im Flugzeug wieder Angst bekommen. Auf dem Hinflug ging es einigermaßen gut nachdem ich zu meinem Sitznachbarn „Vertrauen aufgebaut habe“, aber der Rückflug war wieder schlimm. Wir hatten in der Nacht der Abreise Sturm und zuerst habe ich vor dem Wind Angst gehabt (war aber alles gut), dann aber im Flugzeug selbst habe ich schließlich doch wieder eine Tablette nehmen müssen.

Das gleiche geschah mir im, bis zum Dach völlig überfüllten Bus von Palma de Mallorca zu unserem Hotel. Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte auszusteigen und zu laufen, hätte ich lieber einen stundenlangen Fußmarsch in Kauf genommen. 

Sie sehen, da gibt es doch noch was, woran man arbeiten kann. Aber wir sehen uns ja in der kommenden Woche wieder und dann schauen wir mal weiter, oder?...“

 

bb. Es musste also noch ein anderes Trauma mit dieser Thematik geben. Auffallend war, dass in beiden Fällen sich Nora in einem menschenüberfüllten „länglichen“ Raum befand: Flugzeug und Bus.

Nora fand sich sehr bald in der Person von Judith …* wieder. In Berlin 1913 geboren, lebte sie seit ihrer Heirat in den USA. Sie beschrieb ganz detailliert ihr Leben. 1958 wollte sie von Berlin, Tegel nach New York, La Guardia mit einer Maschine der American Airlines fliegen. Die Maschine verunglückte aber bei der Landung in La Guardia und sie starb mit 45 Jahren.

*(Familiennamen und weitere Angaben fallen unter Datenschutz.)

In der Rückführung ergab sich eine Zeitverschiebung von zwei Jahren. Judith gab an 1956 und nicht 1958 gestorben zu sein. So eine Zeitverschiebung ist sonst nur erkenntlich wenn die Ereignisse historisch nachprüfbar sind.

1956 muss Judith eine stark emotionale Erfahrung gemacht haben, während ihr Tod beim Flugzeugabsturz völlig unbewusst blieb. Das Unterbewusstsein hatte nur diese Erfahrung als wichtiges Ereignis registriert, da ihr Tod, überschattet von immens panischen Angst, unerkannt blieb.

 

„Mail vom 06. November
Betreff: Fragen wegen gestern Abend

„Darf ich Sie nochmal ganz kurz bzgl. der Sitzung von gestern Abend belästigen? Ich habe da ein oder zwei Fragen, die mir einfach keine Ruhe lassen. 

Es geht nochmal um diesen Flugzeugabsturz 1956. 

Ich bin mir 1000% sicher, dass ich die Fluggesellschaft ausfindig gemacht habe, und zwar war das die American Airlines.

Ich habe mich ja auch in einem Flug von Berlin nach La Guardia gesehen und ich habe im Internet nachgeforscht. Es gibt im Jahr 1956 keinen Absturz mit dieser Airline, aber im Jahr 1958 ist eine American Airlines beim Landeanflug auf La Guardia verunglückt. 

Ich möchte mich nur nochmal vergewissern, in wie weit bzw. ob die Jahre abweichen können, die ich gesehen habe, also ob der Unfall tatsächlich auch im Jahr 1958 gewesen sein könnte anstelle im Jahr 1956.

Und… Kann die Strecke auch abweichen? Ich bin mir ganz sicher mit La Guardia, aber ob ich tatsächlich von Berlin abgeflogen bin...?

Ich meine, ich kam ja viel rum in der Welt....

Sorry, dass ich so viel frage, aber mich beschäftigt das alles natürlich ziemlich.“

 

bb.   Die Zweifel, die über den Wahrheitsgehalt des Erlebten jeweils aufkommen, gehören Erfahrungsgemäss zum 'Impact' von "... und es stimmt doch!" - „Kann es wirklich so sein…?“

Ein undefinierbares Gefühl des 'sich nicht trauen es zu glauben', gemischt mit einem 'sich ertappt fühlen', Angst zu lügen... und... und...  Vergleichbar mit den Gefühlen eines Kindes, das zum ersten Mal einen Apfel geklaut hat!


„Mail vom 06. November
Betreff: Fragen wegen gestern Abend

„… Heute Morgen ist übrigens auch noch etwas Komisches passiert:

 Sie haben mir gestern Abend gesagt, dass ich in einen vollen Bus oder Zug einsteigen soll, um zu testen, ob sich etwas verändert hat. 

Und stellen Sie sich vor: Normalerweise fährt auf meiner Zugstrecke von … nach … morgens immer ein Zug mit zwei aneinandergehängten Waggons, da der Zug sehr frequentiert ist. Heute Morgen kam der Zug doch prompt mit nur 1 Waggon angefahren, der natürlich bis unters Dach überfüllt war... Wenn das mal nicht von "Oben" als Test gekommen ist....

Mir haben die Menschen heute Morgen nichts ausgemacht, ich stand mittendrin eingequetscht und mir war es egal!...“  

 

 „Mail vom 05. Mai
Betreff: Sechs Monate sind vergangen

„… Ich habe mit einer neuen Anfrage so lange gewartet, da ich auch wegen meiner Angst vor Menschen und der Enge, aus der man nicht fliehen kann - speziell im voll besetzten Flugzeug - bei Ihnen war.

Ich wusste, dass in der letzten Woche ein Flug auf mich zukam und wollte noch abwarten, welche Reaktion sich bei mir einstellt, ob die Angst denn nun weg ist oder nicht.

Ich kann Ihnen sagen:  Alles prima!!! Keine Angst mehr vor Enge und Menschen im Flugzeug, ich glaube, das ist alles weg!!! - auch wenn ich immer noch Angst habe, dass das wieder kommen könnte, aber die Höhenangst ist ja auch nicht mehr gekommen, ich muss wohl noch ein bisschen Vertrauen in mich selbst aufbauen…“

 

 * Name geändert. E-Mail Texte und Bild mit ihrer Genehmigung wiedergeben.